Elevate 2010: Elevate the Movements

Die Zivilgesellschaft behauptet sich. Am gestrigen Sonntag, an dem sich das Elevate mit Bewegungen in Österreich und weltweit beschäftigte, war der interessanteste Aspekt die Frage nach einer Hierarchie der Bewegungen.

Die Welt wird nicht ausschließlich von Regierungen und großen Konzernen bestimmt, die Zivilgesellschaft nimmt eine neue Rolle ein und behauptet sich – das zeigte der Sonntag am Elevate.
Begonnen wurde gestern mit dem Film „Widerstand im Haiderland“ vom BBC-Journalisten Frederick Baker. Der Film zeigt wie die Donnerstagsdemonstrationen nach der schwarz-blauen „Wende“ in Österreich, vor allem auch im Ausland dafür gesorgt haben, dass Österreich nicht nur als Haiderland wahrgenommen wurde. Bakers Dokumentation geht aber noch weiter und setzt sich mit der postmortalen Verherrlichung der Figur Haider auseinander.
Baker hob in der anschließenden Diskussion hervor, dass vor allem die Interviews mit Repräsentanten der ÖVP-FPÖ-Regierung schwierig waren – wohl keine Überraschung für die meisten Besucher.

In der Podiumsdiskussion zum Thema zivilgesellschaftliche Bewegungen in Österreich wurde unter anderem über die Vernetzung von Studierenden- und Umweltbewegungen gesprochen. „Die zunehmenden Restriktionen bei Studierenden schneiden der Umweltbewegung ihren Nachwuchs ab,“ meinte dazu Wolfgang Rehm, der seit der Besetzung der Hainburger Au aktiv ist. Er war es auch, der im besonderen Maß darauf hinwieß, dass Bewegungen nicht stehen bleiben dürften und ihre früheren Erfolge nicht romantisieren sollten. Dem stimmte auch Béatrice Achaleke (AFRA) zu, die in unterschiedlichsten Formen für schwarze Frauen in Österreich gekämpft hat.

Die Abschlussdiskussion (Bild) am Abend brachte Figuren internationaler Bewegungen aufs Podium: Anjali Kamat von „Democracy Now„, Iara Lee, die am Freitag den Film „Cultures of Resistance“ hier auf dem Elevate zum ersten Mal in Europa präsentiert hatte, Wenonah Hauter von der „Food and Water Watch„, „Yes Man“ Mike Bonanno und Irmi Salzer von der Bauern- und Landlosenbewegung „Via Campesina„.
Mike Bonanno meinte gestern, die Umweltbewegung wäre heute jener „Schirm“, der alle sozialen Bewegungen der Welt unter sich zusammenfassen würde. Überhaupt sei ohne eine intakte Umwelt jeder andere Kampf sinnlos, so der Tenor am Podium.

Insgesamt muss den gestrigen Diskussionen aber leider ein gewisser Mangel an Reibungsfläche zwischen den verschiedenen Teilnehmern vorgeworfen werden. Die Präsentationen und Diskussionen über die Bewegungen waren zwar positiv, leider konnten die Themen aufgrund der fehlenden konträren Position nicht mit einem anderen Zugang vertieft werden.

Heute ging es bisher in erster Linie darum wie das Web 2.0 zur „Datenkrake“ geworden ist  und wie in Zukunft alternative Inhalte online finanziert werden könnten (Flattr).
Im Moment sind erneut Iara Lee und Anjali Kamat auf dem Podium. Später wird es um das Thema „Zivilgesellschaften und Medien“ gehen. Am Abend wird dann live die Preisverleihung der Big Brother Awards übertragen, die ja heute in Wien stattfindet.

Imre Withalm

http://www.foodandwaterwatch.org/

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