Die bedrohte Art der Woche: der Storch

Bild: G.Paldan/4nature

Bild: G.Paldan/4nature

Die Störche beziehen jetzt wieder ihr Sommerquartier und kommen zu ihren Brutstätten in Europa zurück. Eine anstrengende Anreise aus Afrika liegt hinter ihnen. 

Weißstörche sind Schreitvögel, die eine durchschnittliche Größe von einem Meter und eine Flügelspannweite von über zwei Meter erreichen. Charakteristisch sind das weiße Federklein mit den schwarzen Schwungfedern, der lange konisch-spitze Schnabel und die rötlichen Beine. Als Bewohner von offenen Flussniederungen und Feuchtgebieten mit großen extensiven landwirtschaftlichen Flächen findet der Weißstorch optimale Lebensbedingungen von den Tieflandgebieten West- und Osteuropas bis in den Nahen Osten vor. In Österreich sind die größten Brutbestände im Burgenland und in den March-Thaya-Auen zu finden.

Der Weißstorch ernährt sich von Kleintieren wie Würmern, Fröschen, Kleinsäuger oder auch Jungvögeln. Er frisst bei Gelegenheit aber auch Reptilien, Fische und Aas. Seine charakteristische Jagdmethode macht ihn schon aus weiter Entfernung erkennbar. Er schreitet auf der Suche nach Beute durch Wiesen und Sumpfland und stößt dann blitzartig mit dem Schnabel auf seine Beute herab. Seine Ernährungsgewohnheiten haben jedoch auch zu seiner Gefährdung geführt. Ausgedehnte, extensiv genutzte Wiesen sind heute selten geworden. Intensive Landwirtschaft mit eintönigen Wiesen und Pestizideinsatz machen den Störchen das Leben schwer.

Bild: Rudo Jurecek

Bild: Rudo Jurecek

Mit schwacher Stimme

Da die Stimme des Weißstorchs eher schwach ausgeprägt ist, macht er sich durch Klappern mit dem Schnabel bemerkbar. Das hat ihm auch den Namen „Klapperstorch“ eingetragen. Vor allem während dem Balzritual kommt das Schnabelklappern zum Einsatz.

Lebensweise

Als Langstreckenzieher überwintern sie meist in tropischen Regionen Afrikas und Asiens. Sie sind obligatorische Thermiksegler und deshalb auf ihren Zügen von guten Wetterbedingungen abhängig. Da ihr Ruderflug wirklich schwerfällig ist und über dem offenen Meer keine Thermik entsteht, ziehen sie in zwei großen Routen über Gibraltar und den Bosporus. Ende März (oder auch früher) kehren die Weißstörche aus ihren Winterquartieren zurück und besetzen ihre Vorjahrsnester wieder. Dabei bleiben sie ihrem Nistplatz und auch ihrem Partner treu.

Bild: Bajohr/4nature

Bild: Bajohr/4nature

Auch der Storchenvater kümmert sich

Die Weibchen legen zwischen April und Mai 3-5 Eier. Beide Eltern bebrüten die Eier insgesamt etwa einen Monat. Nach weiteren 8 Wochen verlassen die Jungen bereits das Nest. Weißstörche erlangen die Geschlechtsreife erst mit 3-4 Jahren. Sie werden gut 20 Jahre alt.

Nach Afrika und Retour

Lange Zeit war es ein Rätsel, wo die Zugvögel den Winter verbringen – bis vor über 100 Jahren erstmals ein dänischer Lehrer die Idee hatte, einige Stare mit Ringen zu versehen, um mehr darüber zu erfahren, wohin diese Tiere im Herbst fliegen. Seither haben Vogelkundler alleine in Europa an die 135 Millionen Vögel gefangen und sie mit leichten Ringen aus Aluminium versehen, um herauszufinden, welchen Weg sie auf ihrer Reise nach Süden nehmen. Bei den Störchen gaben die sogenannten „Pfeilstörche“ – Vögel, die die Jagd mit Pfeil und Bogen in Afrika überlebt hatten und diese „Mitbringsel“ bis in unsere Breiten trugen – erstmals Aufschluss darüber, wo sie die kalte Jahreszeit verbringen.

Schutz der Störche im WWF-Reservat

Im Jahr 2013 wurde erstmals die Vogelberingung junger Störche in Marchegg durchgeführt. Die Beringung steht im Zeichen von Naturschutz und Wissenschaft. Der Vogel wird durch eine einzigartige Zahlen-Buchstaben-Kombination auf seinem Ring sowie dem Namen der Vogelwarte als Individuum kenntlich. Wird ein Vogel mit so einem Ring wiedergefunden, gibt das Aufschluss über seine Zugroute, das Winterquartier, die Aufenthaltsdauer in einem Rastgebiet, die Qualität und Bedeutung des Lebensraumes und vieles mehr. Heute ist bereits von den meisten Arten bekannt, wo ihre Winterquartiere sind, welche Zugwege sie nehmen, aber auch welchen Gefahren sie auf ihrer Reise ausgesetzt sind oder welche Todesursachen am häufigsten sind.

Eine Eiche mit Storch-Horst in Marchegg. Bild: F.Hahn/4nature

Eine Eiche mit Storch-Horst in Marchegg. Bild: F.Hahn/4nature

Der WWF in den March-Thaya-Auen

Die March-Thaya-Auen sind die bedeutendste Flusslandschaft Österreichs. Gemeinsam mit Tschechien und der Slowakei teilen wir uns die 55.000 Hektar große Auenwildnis entlang der beiden Grenzflüsse, die mehr als 500 gefährdeten Tier- und Pflanzenarten Heimat gibt. Seeadler, Kaiseradler, Schwarzstorch und Eisvogel finden hier ihre seltenen Brutplätze.
Speziell an der March kehren die Störche mittlerweile auf Nistplätze in freier Natur zurück, während sie im Burgenland zum Ortsbild auf den Hausdächern vieler Gemeinden gehören. In den March-Thaya Auen ist die Aufrechterhaltung der traditionellen Wiesen- und Weidebewirtschaftung der wichtigste Beitrag zum Schutz der Störche.
Die seit 110 Jahren ununterbrochen besiedelte Kolonie auf der Schlosswiese in Marchegg ist in Mitteleuropa einzigartig. Hier brüten die Störche noch in ursprünglicher Manier in alten Eichen. An manchen Eichen befinden sich bis zu sieben Horste. Diese „Storchenhäuser“, die zum Teil bis zu 800 Kilogramm wiegen, werden von den Vögeln den ganzen Sommer über ausgebaut.

Der WWF sichert im Auenreservat Marchegg Koloniebäume und Wiesen um dem Weißstorch optimale Lebensbedingungen zu erhalten. Eine Aussichtsplattform auf der Schlosswiese in Marchegg bietet die Möglichkeit sich selbst ein Bild von Meister Adebar zu machen.

 

„Das Geschäft mit dem Tod – das letzte Artensterben?“

23. Oktober 2013 – 21. April 2014
Naturhistorisches Museum (NHM)
Burgring 7, 1010 Wien

Die Sonderausstellung informiert über das menschengemachte Artensterben. Dabei werden der Verlust von Lebensräumen, schwindende Ressourcen und sich verändernde klimatische Bedingungen, genauso wie Wilderei und der illegale Handel mit bedrohten Tier- und Pflanzenarten als Gründe für den Rückgang von Biodiversität thematisiert. In Kooperation mit dem NHM und dem WWF präsentiert BIORAMA in einer neuen Online-Rubrik „Die bedrohte Art der Woche“ wöchentlich eine vom Aussterben bedrohte Tierart.

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