Ganz in Weiß … mit ganz viel Grün

Eine Hochzeit zu 100 Prozent ökologisch korrekt feiern? Das klingt gar nicht so einfach, ist doch alleine der Gedanke an ein rauschendes Fest ein hedonistischer Genuss mit verschwenderischem Ausgang. Und eine bis ins kleinste Detail umweltgerechte und nachhaltige Hochzeit mit Bio-Rindfleisch und Ökodesigner-Kleid kann ziemlich schnell den finanziellen Rahmen des Brautpaares sprengen.

Mit etwas Kreativität ist eine Öko-Hochzeit aber nicht unbedingt kostspieliger oder aufwendiger als die konventionelle Variante. Bereits mit Kleinigkeiten lässt sich ein Zeichen setzen und die Hochzeit in Weiß in ein grünes Event verwandeln. Das verleiht der Feierlichkeit nicht nur zusätzlich Charme, sondern unterstreicht auch die Lebenseinstellung des Brautpaares. Hier ein paar Anregungen, die eine Hochzeit nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch einmaliger machen:

Kein unnötiger Papierkram

Eine umweltfreundliche Hochzeit beginnt schon bei den Einladungen. Als sogenannte digitale Eingeborene des 21. Jahrhunderts liegt es nahe, dass wir auch unsere Einladungen online versenden. Um die Gäste auf dem Laufenden zu halten oder »faire« Geschenkideen zu posten, kann das Brautpaar auch eine Hochzeitswebsite oder ein Forum anlegen. Nach der Feier besteht hier die Möglichkeit, die Hochzeitsfotos zum Download anzubieten. An all jene, die keinen Internetzugang haben, können immer noch Druckerzeugnisse aus recyceltem oder handgeschöpftem Papier gesendet werden. Einladungskarten aus Recycling-Papier, Tabakpapier, Bananenblätterpapier etc., vielleicht mit eingearbeiteten Blütenblättern, sehen auch um einiges romantischer aus. Extrapunkte gibt es, wenn man die Einladungen bei einem Treffen per Hand überreicht: Man spart nicht nur das Porto, sondern auch das CO2, das sonst durch den Postversand verursacht wird. Ein Telefonat oder ein Mail erfüllt zudem den gleichen Zweck wie eine Antwortkarte und ist auch viel schneller.

Reduzierter Transport

Das höchste CO2-Einsparungspotenzial liegt beim Transport, der bei einer genauen Planung immens reduziert werden kann. Bereits eine Hochzeit mit durchschnittlich 60 Gästen verbraucht rund 8.100 Tonnen CO2, eine Eheschließung in Grün gerade mal 2.084 Tonnen (vgl. www.oekologisch-feiern.net). Bei 36.342 Eheschließungen im Jahr 2011 in Österreich brächten ein paar Öko-Hochzeiten also bereits tonnenweise Erleichterung. Um Autokolonnen entgegenzuarbeiten, sollten Gäste Fahrgemeinschaften bilden oder mit einem Bus bzw. mit dem Zug anreisen. Wenn Zeremonie und Hochzeitsfeier nicht am gleichen Ort stattfinden, kutschiert Familie und Verwandte mit einem Hochzeitsbus zur Location oder man mietet einen Veranstaltungsort in Gehnähe. Das Brautpaar kann ebenso gut mit einer eleganten Kutsche anstatt eines qualmenden Oldtimers oder einer Limousine vorfahren.

Authentischer Schmuck

Um grün zu bleiben, muss der Verlobungs- oder Trauring nicht zwingendermaßen aus Holz sein. Mittlerweile gibt es viele Juweliere und Goldschmiede, die Gold und Silber aus ökologischem und fair gehandeltem Bergbau anbieten. Außerdem wirken Verlobungsringe aus anderen, geprüften, Edelsteinen als Diamanten viel origineller. Aber auch beim Trauring bietet sich Recycling an: Am besten bei Freunden und Familie nachfragen, ob nicht jemand ein kleines Goldstück erübrigen kann, das dann ein Juwelier einschmilzt und zu neuen Ringen verarbeitet. So werden keine neuen Rohstoffe verschwendet und man trägt immer ein Stück der Liebsten mit sich.

Die Suche nach dem perfekten Kleid

Schwieriger wird es bei der Suche nach dem passenden Brautkleid. Klar möchte jede Braut an ihrem Hochzeitstag umwerfend aussehen. Das kann sie aber ebenso gut in einem geliehenen oder wiederverwerten Second-Hand-Kleid. Mit etwas Kreativität lässt sich beispielsweise Mamas Brautkleid umschneidern. Wer auf ein neues Kleid besteht, sollte versuchen, eines zu finden, das nach dem Hochzeitstag auch zu anderen Anlässen getragen werden kann. Mittlerweile gibt es auch immer mehr Öko-Designer, die Roben aus hautfreundlichen und zertifizierten Stoffen wie Bio-Leinen, Hanf oder Pflanzenseide anbieten. Als Ökobraut sollte frau auch darauf achten, nur Naturkosmetik zu verwenden.

Die Wahl der Location

Je kleiner die Hochzeitsliste, desto weniger Müll, Energie und Stress wird produziert. Außerdem wird dadurch die Wahl der Örtlichkeiten flexibler und einfacher. Es empfiehlt sich ein Ort, der von allen Hochzeitsgästen gut und schnell erreichbar ist, am besten gleich in der Region. Das minimiert den CO2-Fußabdruck gewaltig und kurbelt die ansässige Wirtschaft an.

Bio-Essen und Bio-Wein

Für das Menü greift man am besten auf lokale Produkte zurück – mit den örtlichen Bio-Bauern lässt sich dabei sicher ein guter Deal aushandeln. Oder man wählt einen Bio-Caterer. Es muss auch nicht immer Fleisch auf der Menükarte stehen; alternative vegane oder vegetarische Gerichte schmecken dem Vorurteil zum Trotz genauso gut und tun der Umwelt einen Gefallen. Wer das übrig gebliebene Essen nicht wegwerfen möchte, sollte seine Gäste dazu animieren, die Tupperboxen einzupacken oder die Speisen an karitative Einrichtungen spenden.

Ökotainment

Bei einer kleinen Hochzeitsfeier sorgt eine Live-Band, die ohne Strom auskommt, für ein ganz besonderes Flair. Oder wie wäre es klassisch mit Streichquartett?

Kreative Dekoideen

Auch öko-faire Dekoration, die wiederverwertet werden kann, sieht originell aus. Das oberste Gebot lautet: So viel Müll wie möglich vermeiden. Statt Speisekarten kann man auch kleine Täfelchen aufstellen. Bienenwachskerzen und saisonale, regionale Topfpflanzen wie etwa Tulpen oder Gerbera statt Schnittblumen aus Holland punkten bei der umweltfreundlichen Hochzeitsdekoration. Die Topfpflanzen  dürfen auch später von den Gästen mit nach Hause genommen und in den Garten gepflanzt werden. Sektkorken, Muscheln, Kastanien und andere Schätze lassen sich leicht beschriften und sehen auch als Platzschilder oder Tischdeko einmalig aus. Es gibt auch eine Alternative zu Papptellern. Mit etwas Geduld findet sich beim Durchstöbern eines Second-Hand-Ladens passendes Geschirr, die sich mit etwas Geschick und Kreativität mit Hilfe von Porzellanfarben zu kleinen Kunstwerken gestalten lässt. Und bitte: Hände weg von Wegwerf-Servietten.

Grüne Geschenke

Auch bei Hochzeitsgeschenken lautet das Motto »think green«. Entweder lässt man sie gleich ganz ausfallen oder gibt ressourcenschonende Geschenktipps, die das Brautpaar auch wirklich benötigt. Die Gäste könnten stattdessen aber auch an eine wohltätige Organisation spenden oder eine Patenschaft übernehmen. Bei den Gastgeschenken sollte auf Cellophan verzichtet werden. Kleine Topfblumen, die die Gäste später im Garten einpflanzen können, sind ein tolles Give-away, das noch lange in Erinnerung bleibt.

Fotos zum Downloaden

Wer Fotopapier und Chemikalien sparen möchte, kann den Fotografen bitten, nur digital zu fotografieren. Die Bilder können so unmittelbar nach der Hochzeit auf eine Internetseite gestellt werden. Dort können sich alle Hochzeitsgäste ihre Lieblingsfotos selbst herunterladen und ausdrucken.

Umweltfreundliche Flitterwochen

Die Hochzeitsreise muss nicht immer eine Fernreise sein. Auch in der Heimat finden sich feine ökologische Hotels mitten im Grünen. Und wenn die Flitterwochen unbedingt auf eine Sonneninsel gehen sollen, gibt es immer noch die Möglichkeit, den Ort per Bus oder Bahn und Fähre zu erreichen. Soviel Zeit sollte für grüne Flitterwochen drin sein (vlg. greenweddingcompany.wordpress.com)

 

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