Im Fadenkreuz: Jagd

In Österreich sorgt das Thema Jagd derzeit für Diskussionen. Anlass dazu geben zwei akutelle Fälle, die kein gutes Licht auf die Jägerschaft werfen.

„Ist die Jagd in ihrer derzeitigen Form noch gesellschaftsfähig“ – diese Frage stellen wir am Cover der aktuellen Ausgabe von BIORAMA und diskutieren mögliche Antworten in einem Schwerpunkt zum Thema Jagd. Darin zu finden ist unter anderm ein Interview mit Elisabeth Emmert, Bundesvorsitzende des Ökologischen Jagdverbandes in Deutschland; wir fragen: Kann Wildfleich bio sein? Naturfilmer Tomas Hulik erzählt von der Rückkehr des Wolfes und welche Konflikte zwischen Wölfen, Schäfern und Jägern entstehen. Und dass in unserer bewusst überzeichneten Typologie der Jägerschaft doch ein Funken Wahrheit steckt, zeigt ein erboster Anruf eines Jagd-Befürworters, der den ironisch gemeinten Text ein wenig zu ernst genommen hat und die gesamte Jägerschaft deswegen diskreditiert sieht. Wie sagte schon Wilhelm Busch: Was man ernst meint, sagt man am besten im Spaß.

Brutale Gamsjagd

Aber Spaß beiseite: Wie notwendig es ist, diese Diskussion zu führen, zeigen zwei aktuelle Beispiele aus Österreich. Vor einigen Tagen tauchte auf Youtube ein Video von einer besonders brutalen Gamsjagd in Tirol auf. Ein Jäger – inzwischen ist bekannt, dass es ein russischer Jagdgast war – zieht eine angeschossene Gams minutenlang über Geröll, seine Jagd-Kollegen sehen zu. Erst dann wird sie mit einem Messer getötet. Die Staatsanwaltschaft ermittelt inzwischen wegen Tierquälerei.

Einer zweiter Fall sorgt laut der Tageszeitung Der Standard in Kärnten für Aufsehen: Laut Forstgesetz darf jeder den Wald zu Erholungszwecken betreten, ein Jäger wollte dies allerdings nicht dulden und griff einen Salzburger, der mit seinem angeleinten Hund abseits der gekennzeichneten Wanderwege unterwegs war, tätlich an.

Wer damit argumentieren will, dass es sich hierbei um zwei traurige Einzelfälle handelt, verleugnet ein systemimmanentes Probleme dahinter: Dass die gesetzlichen und ethischen Grundsätze der Jagd eingehalten werden, darauf wird vielerorts vertraut, es fehlen jedoch die nötigen Regelwerke und Maßnahmen, dies auch dementsprechend flächendeckend kontrollieren. Der russische Jagdgast zum Beispiel wird keine Probleme haben, demnächst wieder mit einer Jagdgastkarte an einer Jagd in Österreich teilzunehmen.

 

Ö1 Moment leben heute widmet dem Thema auch mit einem Schwerpunkt. „Im Wald da sind die Jäger. Wem Wild und Wald eigentlich gehören.“ zum Nachhören.

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