Hier dreht sich alles ums Tauschen

Es geht darum, die Konsumgesellschaft zu revolutionieren, darum, zu benutzen und nicht zu besitzen, der Ressourcenverschwendung entgegenzuwirken und natürlich darum, einfach gut auszusehen. Das alles trifft sich auf Kleiderkreisel, eine Internet-Börse für Kleidertausch, die die Herzen von Vintage-Liebhaber höher schlagen lassen. Sophie Huber hat Sophie Utikal, eine der drei Gründerinnen, getroffen.

BIORAMA: Ihr habt die Idee für Kleiderkreisel aus Vilnius mitgebracht. Wie kam es dazu?

Sophie Utikal: Die Geschichte von Kleiderkreisel beginnt mit dem Teilen. 2008 bin ich durch Osteuropa gereist. Dabei sind wir zufällig auf der Couch von Justas Janauskas in Vilnius gelandet, der uns von seiner Plattform manodrabuziai.lt erzählte, unserer litauischen Schwester. Ein halbes Jahr später klingelte unser Telefon und Justas fragte, ob wir das Konzept in Deutschland umsetzen möchten.

Kleidertauschbörsen gibt es schon einige. Was macht euch zu etwas Besonderem?

Wir sind unseres Wissens nach die einzige Seite im deutschsprachigen Raum, auf der man seine Kleider auf drei Weisen kostenlos anbieten kann: tauschen, verkaufen & verschenken. Wir haben uns bewusst gegen Formulare entschieden, die den Tausch-Vorgang regeln. Bei uns läuft die Abwicklung über persönliche Nachrichten. Dabei entsteht viel Unerwartetes: Freundschaften, digitale Mode- und Musikberatung. Das Wichtigste: Die Kleidungsstücke sind keine anonyme Massenware, sie bekommen ein Gesicht, eine Geschichte und ganz viel Persönlichkeit. Unsere User stecken all ihre Kreativität in die Inszenierung ihrer Tauschware. Der neueste Trend sind animierte Gif-Bilder, bei denen die Anbieter ihre textilen Schätze in Bewegung zeigen.

Quelle: Miriam Waldner von baltasaar.wordpress.com

Wie kann ich mir den Ablauf vorstellen? Ich hab einen schicken Pullover im Schrank, den ich nie anziehe. Was mach ich damit?

Du legst dir ein Profil an, fotografierst und beschreibst ihn und wählst aus, ob du ihn verkaufen, verschenken oder tauschen möchte. Er ist dann im Katalog für alle sichtbar. Wenn jemand Interesse hat, schreibt er eine persönliche Nachricht und ihr klärt den Austausch der Ware ab. Wenn du tauschen möchtest, wählst du ein bestimmtes Kleidungsstück aus.

Kleiderkreisel ist viel mehr als bloß eine Handelsplattform. Was bietet ihr euren Usern sonst noch?

Das Portal lebt von der Vielfalt der Ideen unserer User, die wir fördern wollen. Das fängt beim Austausch untereinander an, den Kommentaren und der Tausch-Abwicklung, und endet bei der Freiheit der eigenen Präsentation. Gleichzeitig bekämpfen wir damit die unnötige Neuproduktion von Kleidung. Seit 20. Juni arbeitet unsere Seite sogar CO2-neutral.

Demnächst soll es auch einen Blog auf eurer Website geben. Was erwartet uns?

Viele User betreiben einen eigenen Mode-Blog, dieser Kreativität wollen wir eine Plattform bieten. Jeder kann sich mit seinem Blog bewerben und die User voten ihren Favoriten. Der Gewinner wird offizieller Kleiderkreisel-Blogger und präsentiert seine Beiträge 200.000 Usern.

Seid ihr selbst auch leidenschaftliche Tauscher?

Seit wir Kleiderkreisel in Deutschland gelauncht haben, war ich kaum noch in klassischen Läden einkaufen. Bei der Arbeit entdecke ich ständig Neues, das ich unbedingt haben muss.

www.kleiderkreisel.de

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