Olivenernte: Hochsaison in Hellas

Bild: Ja Natürlich / Christian Dusek

Bio-Olivenernte nahe der Stadt Kalamata.
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In Griechenland werden jetzt Oliven geerntet. BIORAMA hat die kleine Koroneiki vom Baum bis in die Flasche begleitet.

 

Die Geschichte vom Olivenbaum geht so: Athene und Poseidon stritten sich auf dem heiligen Felsen der Akropolis darüber, wer von ihnen Schutzgott der Stadt sein sollte. Der Deal: Wer den Bewohnern das wertvollste Geschenk macht, gewinnt. Die Göttin der Weisheit schenkte ihnen einen Olivenbaum, da konnte Poseidon mit seiner Salzwasserquelle nicht mithalten. Als Zeichen der Dankbarkeit benannten die Bewohner ihre Stadt nach Athene, und die Göttin lehrte ihnen den Anbau des Olivenbaums.

Soweit der Gossip vom Olymp. Heute steht fest: Die Olive allein wird das rezessionsgeplagte Land wohl nicht retten. Die Arbeitslosenquote liegt bei 27 Prozent, bei den Jungen sucht jeder Zweite einen Job. Im Angesicht der Krise erfahren allerdings die Landwirtschaft und der Export landwirtschaftlicher Produkte einen Aufschwung. Es würde ja auch alles so gut passen: das Klima, die Sonne, die Böden, die Sorten. 3,7 Prozent der Landwirtschaftsfläche werden derzeit biologisch bewirtschaftet (zum Vergleich: in Österreich sind es 20 Prozent), auf 22 Prozent der Bio-Fläche werden Oliven angebaut.

Bild: Ja Natürlich / Christian Dusek

In Griechenland gibt es fast tausend verschiedene Olivensorten – die Kalamata als Essolive und die Koroneiki als Ölolive sind die bekanntesten.
Bild: Ja Natürlich / Christian Dusek

Im Land der Koroneiki

Kiskeas Athanasios, 62, steht inmitten seiner teils 200 Jahre alten Olivenbäume nahe der Stadt Kalamata auf der Peloponnes. Es riecht nach wildem Thymian und im nahen Dorf kräht der Hahn. Es ist ein Vormittag im Dezember und das heißt für Kiskeas, seine Frau und zwei Freunde: Erntezeit. Hier in den Regionen Messenien und Lakonien wachsen die Koroneiki-Oliven, die in Grün-, Blau- und Brauntönen in der immer noch ganz kräftigen Wintersonne glänzen. Geerntet wird in dieser Gegend von Oktober bis Anfang Februar, je nach Reifegrad der Oliven. Der richtige Zeitpunkt, der ist wichtig; dann, wenn das Verhältnis von Fruchtigkeit und Antioxidantiengehalt am optimalsten ist, aber bevor der Zuckergehalt steigt.

Kiskeas Athanasios, Bio-Olivenbauer in Griechenland.  Bild: Bild: Ja Natürlich / Christian Dusek

Kiskeas Athanasios, Bio-Olivenbauer in Griechenland.
Bild: Bild: Ja Natürlich / Christian Dusek

Kiskeas Familie lebt „schon immer hier“, wie er sagt. Seit – in Relation dazu fast bescheidenen – 20 Jahren ist er Bio-Bauer, weil er „Bio einfach besser findet“ und außerdem: Würde er Pestizide einsetzen, würde der wilde Löwenzahn zwischen den Bäumen nicht mehr wachsen, und den isst er so gern zum Salat. Gegen ungebetene Gäste wie die Olivenfliege streut er lieber Kalk und Staub, den Dünger für den Boden liefern seine Schafe und Ziegen.

Griechenlands Landwirtschaft ist kleinstrukturiert. Im Vergleich zu Italien (29ha) oder Spanien (52ha) ist die Durchschnittsgröße eines griechischen Bio-Betriebs mit 9,5 Hektar klein. Kiskeas bewirtschaftet 3,5 Hektar Land und 3,5 Euro bekommt er für einen Liter Bio-Olivenöl. Auch bei einer guten Ernte reicht das nicht zum Leben. So wie viele hier ist er Nebenerwerbsbauer, arbeitet eigentlich am Bau. Für die Zeit der Olivenernte tauscht Kiskeas Spachtel und Kelle gegen riesige Netze, einen guten alten Holzstock und eine moderne Erntemaschine. Mit dieser werden die Oliven von den Ästen geschüttelt, ohne den Baum oder die Früchte zu beschädigen. In einem weiteren Arbeitsschritt werden die Bäume beschnitten, die Zweige werden per Hand abgeklopft. Die in den Netzen gesammelten und in große Säcke gefüllten Oliven werden meist noch am gleichen Tag zur nahegelegenen Ölmühle gebracht.

Frisches, grünes Gras

Über die kurvige Landstraße geht’s nach Sotirianika. Es ist ein kurzer Weg, den die frisch geernteten Oliven zurücklegen. In der von den Bauern der Umgebung genossenschaftlich organisierten Mühle werden die Oliven jedes Bauern getrennt verarbeitet. Die Früchte aus kontrolliert ökologischem Anbau kommen zuerst dran, dann erst folgen die Oliven aus konventionellem Anbau. Der spätere Abnehmer des Öls, die Firma Agro Vi.M, die das Bio-Öl für den europäischen Markt abfüllt, liefert der Mühle eine Liste ihrer bio-zertifizierten Olivenbauern. Anhand dieser Liste können die Mühlenmitarbeiter kontrollieren, welche Oliven-Lieferung bio und welche konventionell ist.

Die kleinen Koroneiki-Oliven werden gewaschen, gesäubert, von Blättern und Stängeln befreit, geschnitten, gebrochen und anschließend ein bis zwei Stunden geknetet und gerührt. Bei der Pressung wird mittels einer Zentrifuge der flüssige Anteil des Olivenbreis von den Feststoffen, dem Trester, befreit. Dann werden Öl und Fruchtwasser voneinander getrennt. Und dann fließt es: Das grüne Gold der Hellenen, in Bio-Qualität, mit dem Duft nach frisch geschnittenem Gras, unfiltriert, fruchtig, bitter, in seiner pursten Form.

Bild: Johanna Stögmüller

Zuvor luftdicht in großen Edelstahltanks gelagert wird das Olivenöl in Flaschen für den Verkauf abgefüllt.
Bild: Johanna Stögmüller

Hellenisches Exportgut

„Wir beziehen unser Bio-Olivenöl von sieben Mühlen in der Region, von insgesamt rund 300 bio-zertifizierten Bauern“, sagt Jenny Gyftea, Geschäftsführerin von Agro Vi.M, dem größten Olivenölproduzenten in Griechenland. Durch die Zusammenarbeit mit dem Unternehmen, welches das Öl für verschiedene europäische Abnehmer, darunter auch Ja Natürlich, die Bio-Eigenmarke von Rewe, abfüllt, wird die kleinstrukturierte Landwirtschaft gefördert. Mit der Ölmühle in Sotirianika arbeitet Agro Vi.M schon seit 20 Jahren zusammen. Das Unternehmen weiß um die hohe Qualität der Öl-Oliven aus dieser Region. Immerhin: Athene selbst hat ja gezeigt, wie’s geht. Und Kiskeas Athanasios Faible für Löwenzahn ist immer ein gutes Argument für Bio im Olivenhain.

 

 

 Die Pressereise nach Kalamata erfolgte auf Einladung von Ja Natürlich.

 

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