Auf ihr Säcke – ab in die Foodcoop

Billy und Sarah haben für uns in ihrem BIORAMA-Blog „Enthüllt“ ihre Plastikfrei-Werdung dokumentiert. Es waren spannende Monate mit euch! 
Liebe Sarah!

Vielleicht ist es an der Zeit ein kleines Resümee zu ziehen. Bei uns hat sich so manche verpackungsfreie Konsumpraxis mittlerweile felsenfest etabliert. Erstens wissen wir ganz genau welche Geschäfte etc. wir gezielt ansteuern und welche eben nicht (mehr).

Dann nehmen wir nach wie vor unsere Verpackungen von zu Hause mit. Diverse Boxen, Gläser oder leichtgewichtige Alternativen wie diverse Säcke eben. Dabei lohnt es sich ein gewisses Repertoire von Säcken selbst zu basteln oder in Ermangelung einer Nähmaschine oder der Fertigkeit diese verletzungsfrei zu bedienen oder natürlich auch aus reiner Bequemlichkeit formschöne, fertige Exemplare käuflich zu erwerben (z.B. Re-Sack bei www.beechange.com)

Bild: Sarah Orlovsky

Bild: Sybille Chiari

Und was sich auch nach wie vor absolut bewährt, ist für uns auch das Einkaufen via Foodcoop (Lebensmittelkooperative) – in vielerlei Hinsicht: kein bzw. wenig Müll, zwischenmenschlich absolut bereichernd und was die Qualität der Produkte betrifft schwer zu topen. Plus, die Kinder haben einen Heidenspaß mit der Abfüllerei (=Trockenpritscheln) und den anderen Kindern, die dort zur Einkaufszeit rumwuseln. Man kennt sich ja schließlich. Und noch ein Riesenvorteil (bzw. Riesennachteil für Dumpsternde): Lebensmittel werden in den Mengen bestellt wie sie gebraucht werden – und im Müll landet nix davon.

Bild: Sybille Chiari

Bild: Sybille Chiari

Es lebe die Foodcoop! Kein bzw. kaum Müll, und viiiiiiel Genuss!

Bild: Sybille Chiari

Bild: Sybille Chiari

Im Badezimmer apern die verpackten Produkte weit langsamer aus als gedacht. Für Putzmittel gibt’s definitiv schon interessante Alternativen: z.B. Waschmittel Abfüllen aus der Großpackung in der Coop, das Null-Müll-System von Enjo, die Recyclingflaschen von Ecover und und und. Anderes gilt es aber noch zu knacken – z.B. die wiederbefüllbare Sonnencreme. Und wenn ich mir diesbezüglich von den Geschäftstreibenden dieser Welt etwas wünschen dürfte: ein Geschäft wie Lunzers Maßgreisslerei (evt. inspiriert von Lush), das am besten hier um’s Eck im 18ten ein breites, offenes Sortiment an in Österreich produzierter Naturkosmetik und Hygieneartikeln anbietet. Man darf ja wohl träumen.

Und wie siehst bei Euch aus – was tut sich in Vöcklabruck?

Blumige Frühlingsgrüße,
Billy

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Liebe Billy!

Ver-netzung hat für mich auch eine ganz neue Bedeutung bekommen, seit ich die Sackerl von Beechange bekommen habe … 😉

Seit meiner Volkschulzeit plagt mich dasselbe Gebrechen: zerdrückte Bananen in der Schultasche, die unschöne Flecken im Hausübungsheft hinterlassen. Wunderschöne knackige Äpfel, die schon vor der ersten Pause braune Drückmale bekommen. Das hat sich in meinem jetzt unterrichtsfreien Leben nicht wesentlich geändert. ABER seit ich die weichen Netzsackerl verwende, bringe ich mein Obst unbeschadet zum Arbeitsplatz und Rucksack wie Handtasche bleiben sauber. So einfach kann’s gehen!

Sarah Orlovsky

Bild: Sarah Orlovsky

Wir genießen nach wie vor die zeitlosen Vorteile des Milchautomaten und freuen uns, dass es jetzt auch eine Gemüse-SoLawi bei uns gibt – biologische solidarische Landwirtschaft, bei der man sich an der Ernte beteiligt, egal wie sie ausfällt. Man teilt Überschuss genauso wie Mangel. Ein schönes Projekt und noch regionaler als die Biostände am Wochenmarkt!

Manches hat sich also automatisiert, manches lassen wir hie und da wieder ein wenig schleifen, weil es sich nicht ausgeht (das muss der Ehrlichkeit wegen dazugesagt werden). Generell merke ich aber, dass sich viel getan hat in meinem Hirn. Ich scanne die Regale im normalen Supermarkt jetzt nicht nur nach Bioprodukten, sondern automatisch auch nach plastikfreien Alternativen und kaufe gewisse Dinge einfach nicht mehr, weil wir sie auch nicht unbedingt brauchen.

Aber auch in unserem Umfeld hat sich einiges geändert! Von Anfang an waren die Reaktionen der Leute das Lustigste an unserem Projekt.
Zuerst die ungläubigen Kulleraugen, wenn wir verpackte Produkte schlicht verweigern …
„Das Brot bitte ohne Sackerl.“
„Ich muss Ihnen das im Sackerl geben, Vorschrift.“
„Ach so – dann brauchen wir doch kein Brot. Danke, schönen Tag noch!“

… oder wenn VerkäuferInnen uns offensichtlich für unmündig halten …
„Nein, bitte nicht einpacken, Plastik dürfen wir nicht!“

Am beeindruckendsten war aber, wie die Einstellung meines lieben Papas sich verändert hat. Zu Beginn war er sehr besorgt.
„Wenn du Hunger hast, ruf an. Ich kauf dir Nudeln, pack sie aus und schick sie dir in einem Stoffsackerl!“
Schon nach drei Monaten aber waren wir ein Herz und eine Seele auf dem Weg in ein plastikfreies Leben. Sein grenzgeniales Weihnachtsgeschenk:

Bild: Sarah Orlovsky

Bild: Sarah Orlovsky

Ein 5kg schwerer Kissenbezug, beschriftet mit „Hot Chilli“ …

… gefüllt mit selbstgemachten Bio-Chilli-Nudeln!

Bild: Sarah Orlovsky

Bild: Sarah Orlovsky

Das war mein ganz persönlicher Sieg für die Winter-Saison 2013/2014. Und ich glaube fest daran, dass noch weitere Etappensiege folgen werden.
Oder wie Conchita Wurst es ausdrücken würde: „We are unstoppable!“ 😉

Liebe Grüße nach Wien!
Sarah

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