TicToys – die neue Spielzeugkultur

Im Erzgebirge gibt es nicht nur traditionelle Handwerkskunst und Holz-Know-how, sondern auch coole Ideen für eine neue Spielekultur. Mit nachhaltigen Aspekten. BIROAMA hat mit den TicToys-Firmengründern Tony Ramenda und Matthias Meister gesprochen.

BIORAMA: Was hat euch zur Gründung zu Tictoys inspiriert und was ist euer Background?

Wir kennen uns aus Chemnitzer Studienzeiten und haben dort zusammen in einer WG gewohnt. Tony ist Logopäde und Schlagzeuger und hat bei einer Europatournee seiner damaligen Band in Spanien ein mexikanisches Ticayo gegen eine CD getauscht. Zurück in Chemnitz entwickelte das einfache Holzspielzeug sich schnell zum Dauerbrenner in unserer WG und auf Partys. Ich (Matthias) habe in meiner Freizeit viel jongliert und daher ein Faible für Geschicklichkeitsspiele. Zusammen haben wir uns, neben dem einfachen Fangen der Kugel, weitere Tricks ausgedacht und auch die Hintergründe dieser uralten Spielidee recherchiert. Zu meinem Geburtstag schnitzte mir Tony ein eigenes Ticayo – der erste Prototyp für unser heutiges Modell, da wir hier auf die Idee kamen, die Kugel mit beiden Seiten des Griffes aufzufangen.

Tony und ich haben weder Spielzeugdesign noch BWL studiert. Auf die Idee eine Firma zu gründen und das Ticayo in Deutschland zu verkaufen, kamen wir allein aus der Begeisterung für diese in Deutschland bis dato unbekannte Spielidee, die alle Menschen unterschiedlichen Alters und Geschlechts sofort ansteckte. Da im Chemnitzer Hinterland (Erzgebirge) das geballte Know-how in Sachen Holz steckt, war der Weg auch nicht weit sich professionelle Hilfe in Sachen Drechseln zu holen. So konnten wir unsere Idee immer weiter spinnen an deren Ende letztendlich die Veröffentlichung des Ticayos als neuer Funsportartikel stand.

Was bedeutet euer Markenname TicToys – die neue Spielzeugkultur?

Da das Ticayo unser bisher einziges Produkt ist, lag es nahe, dieses auch durch das „Tic“ in unseren Firmennamen mit einzubeziehen. Der Zusatz „neue Spielzeugkultur“ soll die Abgrenzung von der herkömmlichen Spielwarenmassenindustrie verdeutlichen:

1.      Pädagogischer Anspruch – Fördern durch Spaß und Bewegung

2.      Spielzeug für jedes Alter und jedes Geschlecht – Nicht nur Kinder sollen spielen!

3.      Ökologischer Anspruch: nachwachsende Materialien, möglichst niedriger Ressourcenverbrauch, regionale Produktion

Was ist ein Ticayo und wie wird es im Urspungsland gespielt?

Das Ticayo ist ursprüngliches ein altes Kulturgut aus Lateinamerika. Dort wurden bereits vor 2000 Jahren Kugelfangspiele dieser Art gespielt. Damals wurde das Spiel z.B. von den Mayas aus Schädeln und Knochen ihrer Feinde und zu Ritualen gespielt. Auch heute noch ist die Spielidee in Lateinamerika bekannt (insbesondere Mexiko, Kolumbien, Chile, Peru). In verschiedenen Modellen und Variationen ist das Grundprinzip stets dieselbe: an einem durch eine Schnur an einem Holzgriff befestigte Kugel soll mit dem Griff aufgefangen werden.

Was zeichnet Tictoys aus – was unterscheidet sie von herkömmlichen Spielzeugindustrie-Artikeln?

Der Titel „neue Spielzeugkultur“ bezieht sich nicht nur auf die reinen Spielideen. So stellt sich auch die Herstellung der Produkte den gängigen Praxen der konventionellen Spielwarenindustrie entgegen. Entgegen ihrem propagierten „niedlichen Image“, stammt ein Großteil der auf dem Spielwarenmarkt erhältlichen Produkte aus Fernost (über 60 Prozent „made in China“) und wird unter menschlich und ökologisch fragwürdigen Bedingungen sowie aus minderwertigen Materialien mit geringer Lebensdauer produziert.

Die Produkte von TicToys stammen im Gegensatz dazu zu hundert Prozent aus regionaler Produktion und sind keine Massenware: In jedem einzelnen Produkt steckt jede Menge Handarbeit. Wir fertigen regional (100% sächsisch, vom Holz bis zur Verpackung) und arbeiten in der Produktion mit Einrichtungen der Lebenshilfe zusammen.

Sowohl die Materialien stammen aus der Region (Verwendung von heimischem, erzgebirgischem Buchenholz) als auch die Weiterverarbeitung erfolgt zu hundert Prozent in Sachsen (Drechselarbeit, Farbgebung, Seilerei, Verpackung, Endmontage).

Was ist euch in Sachen Nachhaltigkeit am wichtigsten umzusetzen – wie passiert das bei Tictoys?

Wir setzen ganz klar auf nachwachsende Rohstoffe. Außerdem können wir durch die Produktion im Erzgebirge, neben kurzen Wegen Qualität und Langlebigkeit garantieren: TicToys Produkte landen nicht nach einer Woche auf dem Müll, sondern können im besten Falle noch an die kommenden Generationen weitervererbt werden. Denn was vor 2000 Jahren schon Menschen begeisterte, wird auch in 30 Jahren noch Freude verbreiten.

Wo vertreibt ihr eure Produkte und wer sind eure Kunden?

Wir vertreiben das Ticayo bisher Online und über ausgewählte Spielzeug-, Jonglier- und Ökoläden. Auch ein großes Versandhaus verkauft mittlerweile Ticayos. Über den großen Zuspruch sind wir begeistert.

Was macht euch in eurem Job am meisten Spaß?

Ganz klar das Spielen: Wenn man gerade vor einer Excel-Tabelle sitzt und einem vor Zahlen der Kopf brummt, ist eine Runde „Ticken“ der beste Ausgleich. Und zur Zeit testen wir natürlich gerade auch schon ausgiebig die Prototypen unseres neuen Spieles.

Was sind eure größten Herausforderungen im Moment?

Zum Beispiel die „Erklärung für die Zerlegung des Gewerbesteuermessbetrags“. Dass wir uns mit solchen Dingen ständig auseinandersetzen müssen, war uns vor dem Vorhaben nicht so klar. Und ganz klar die Entwicklung und die Markteinführung unseres neuen Spieles, das nächstes Jahr auf den Markt kommt. Soviel wird verraten: Es hat wieder etwas mit Bewegung zu tun und ist das perfekte Spiel für mehrere Personen im Park!

Was sind eure nächsten Projekte und eure Ziele und Wünsche für die Zukunft?

Unser Wunsch ist es, uns langfristig als Spielzeugunternehmen einen Namen zu  machen: als Produzent von hochwertigen, nachhaltig produzierten Bewegungsspielen „Made in Germany“.

 

Mehr Info: www.tictoys.de

Youtube Video zur Ticayo Herstellung

 

Bildcredits: TicToys

 

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