Woraus trinkst du?

Glas oder PET, Ein- oder Mehrweg oder doch besser Zweiweg? Und bedenkt man Herstellung, Transport, Reinigung und Recycling – sich ökologisch richtig zu entscheiden ist nicht einfach.

Waren in Österreich 1994 noch 96 Prozent der Mineralwasserflaschen mit Pfand belegt, waren es 2010 nur noch 17,3 Prozent. Ein Großteil des in Österreich konsumierten Mineralwassers wird heute somit aus Einwegflaschen getrunken, aus Glas oder dem Kunststoff Polyethylenterephthalat (PET). Mit der 1990 gesetzlich festgeschriebenen Abfallvermeidung hat dies so gut wie nichts mehr zu tun – seit 2001 existiert nur mehr eine freiwillige Selbstverpflichtung des Handels, Getränke in umweltfreundlichen Mehrwegflaschen anzubieten, und in der bis 2017 gültigen Nachhaltigkeitsagenda kommen Mehrwegflaschen gar nicht mehr vor. Der Triumph der Einwegflasche ist ökonomisch logisch: Der Handel spart beim Personal, die Verpackungsindustrie in der Produktion. Bei dem anhaltenden Abwärtstrend von Mehrwegflaschen prognostiziert eine aktuelle Studie des Beratungsunternehmens Pricewaterhouse Coopers im Auftrag der Deutschen Umwelthilfe (DUH) für 2017 allein durch Getränkeverpackungen in Österreich 331.000 Tonnen mehr CO2 als vor zehn Jahren. Denn durch das mehrfache Wiederbefüllen von Getränkeflaschen (PET rund 20 Mal, Glasflaschen ca. 40 Mal) fällt im Vergleich zu Wegwerfflaschen 95 Prozent weniger Abfall an und wird 80 Prozent der Energie eingespart.

Die Crux der Entscheidungsfreiheit

Mehrweg ist also besser als Einweg – und das laut Umweltbundesamt (UBA) Deutschland bis zu einem Transportweg von 750 Kilometern zwischen Abfüllanlage und Verkauf. In Österreich sind im Gegensatz zu Deutschland seit 2009 keine Mehrwegflaschen aus PET mehr im Handel erhältlich, obwohl diese pro 1.000 Liter Füllgut ca. 40 Prozent weniger Rohstoffe verbrauchen und rund 50 Prozent weniger klimaschädliche Treibhausgase emittieren. Die in Österreich erhältlichen PET-Pfandflaschen von Vöslauer werden nicht wiederbefüllt, sondern im Zweiwegsystem recycelt. Die zurückgenommenen Flaschen werden zerkleinert und als Rohstoff mit 50 Prozent neuem Material zu neuen Flaschen. Die Studie der DUH zeigt, dass Zweiwegflaschen ökologisch gesehen zwischen Ein- und Mehrwegflaschen liegen. In Deutschland werden nämlich 99 Prozent der bepfandeten Getränkeverpackungen gesammelt – doppelt so viel wie die Einweg-Pendants – und ermöglichen durch die Sortenreinheit nicht nur ein quantitativ sondern auch qualitativ besseres Recycling.

Im Vergleich von PET und Glas kommt der Verband österreichischer Umweltberatungsstellen »die umweltberatung« auf überraschende Ergebnisse: Die Ökobilanz von PET-Flaschen bei Mehr- sowie Einweg sei besser als jene von Flaschen aus Glas. Ausschlaggebend ist das geringe Gewicht, das sich bei Transport und Logistik positiv auswirkt. Im Einwegsegment wird PET knapp vor Glas gereiht. Die Produktion von Einwegflaschen aus Glas ist sehr energieintensiv und verbraucht laut DUH 50 Mal mehr Rohstoffe als Mehrweggebinde gleicher Größe und Güte. PET bis zu 17 Mal mehr.

Ob PET oder Glas – Mehrweg wäre am Getränkeregal also die ökologische Entscheidung. Maßnahmen zur Stärkung von Mehrwegsystemen sind in Österreich wie Deutschland jedoch nur auf dem Papier gegeben. Das vom Umweltministerium 2010 erarbeitete Ökobonus-Modell sah vor, den Anteil an Mehrwegflaschen im Handel per Bonus/Malus-System erreichter Quote zu steigern. Die Umsetzung scheiterte am Druck aus der Wirtschaft. Die aktuelle Nachhaltigkeitsagenda spielt den Ball an die Firmen, die wiederum mit der Entscheidungsfreiheit der Kunden argumentieren. Auch in Deutschland fehlt eine entsprechende Regelung seitens der Politik. Die 2003 eingeführte Pfandpflicht, die das Mehrwegsystem stärken sollte, hat ihr Ziel laut UBA verfehlt: Es werden mehr Getränke denn je in umweltschädliche Verpackungen abgefüllt. Der Naturschutzbund Deutschland schlägt statt der geplanten Ausweitung der Pfandpflicht eine Umweltabgabe vor, die sich am CO2-Ausstoß der Verpackungsherstellung orientiert.

 

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