Vorarlberg: Biokistl nun direkt vom Vetterhof

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Der Vetterhof im vorarlberger Lustenau hat sich von seinen Vertriebspartnern getrennt und setzt nun auf Direktvermarktung. Damit kann nun auch in Vorarlberg Gemüse per Biokiste im Abo und direkt ab Hof bezogen werden. Mit dem Bio-Landwirt Simon Vetter hat Biorama sich über die immer beliebteren Biokisten unterhalten.

BIORAMA: Bei Bioprodukten setzen viele Erzeuger auf den Vertrieb per Biokiste. Wieso ist ein solches Abonnement im Direktvertrieb eigentlich gerade im Biosektor so beliebt?

Simon Vetter: Es ermöglicht den Vertrieb von Bio-Produkten außerhalb der etablierten Handelsstrukturen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass dieser Punkt vielen Konsumenten & Konsumentinnen sehr wichtig ist. Die Leute wollen wissen, wo die Lebensmittel herkommen. Da reicht vielfach auch kein Label oder Markenzeichen, um diese Gewissheit zu geben.

Was unterscheidet den Inhalt der Biokiste vom Biogemüse aus dem Supermarkt?

Vetter: Ich kann nur sagen, was bei uns am Hof der Unterschied ist. Erstens die Vielfalt: Wir bauen viele Kulturen an, nach denen muss der Kunde sogar im Bioladen lange suchen. Zweitens ist unser Gemüse nicht nur regional, sondern auch saisonal. Wir haben keine Zucchini im Winter und auch keine Biotomaten aus Italien im Angebot, sondern nur das, was auf unseren Feldern wächst. Im Gegensatz zum Supermarkt ändert sich dadurch unser Angebot ständig. Drittens: Die Frische. Wer sein Gemüse noch frischer haben möchte, muss es selber anbauen. Unser Gemüse wird nicht tagelang durch halb Europa transportiert. Wir haben einen Lieferradius von 25km, damit können wir recht kurze Anfahrtswege garantieren.

Viele haben die Befürchtung, dass sie letztlich doch eine Menge Lebensmittel wegschmeissen, wenn sie ihren Kühlschrank per Abo befüllen. Schließlich hat man doch gelegentlich Lust auf etwas anderes oder man isst einfach mal ein paar Tage wenig zuhause. Teilt ihr als Erzeuger diese Befürchtung?

Vetter: Wir teilen diese Befürchtung nicht. Unsere Kunden erhalten zu ihrer Gemüsekiste Tipps zur Lagerung und Haltbarkeit der Ware. Wir haben auch Kunden, denen dieses Thema sehr wichtig ist. Uns ist das auch ein Herzensanliegen. Schließlich wollen wir ja nicht für den Müllkübel produzieren. Es ist eher die permanente Verfügbarkeit von Produkten in den Supermärkten, welche unserer Meinung nach dazu führt, dass viele Lebensmittel verschwendet werden (siehe Brot etc.). Jedem, der das bezweifelt, empfehlen wir einmal beim Supermarkt um die Ecke einen Blick in den Müllcontainer zu werfen.

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Eure Biokisten werden komplett mit den saisonalen Produkten befüllt. Führt das nicht zu Langeweile im Kühlschrank, vor allem im Winter, oder bieten eure Gemüsesorten genug Abwechslung?

Vetter: Ja, die bieten definitiv genügend Abwechslung. Vor allem aber bieten sie Spannung und Abwechslung. Momentan gibt es bei uns bis auf wenige Ausnahmen fast nur Lagergemüse. Wir und unsere Kunden freuen uns schon wie kleine Kinder auf den ersten frischen Salat und die erste Tomate. Wenn Weihnachten jeden Tag wäre, dann wäre es mit großer Wahrscheinlichkeit ein ziemlich langweiliges Fest. So ist es mit dem Essen auch. Die permanente Verfügbarkeit suggeriert ja nur eine scheinbare Freiheit, in Wirklichkeit aber müssen sich die Konsumenten von dem ernähren, was sich leicht und gut über weite Strecken transportieren lässt. Mit einem vielfältigen Angebot hat das nicht mehr viel zu tun.

Könnt ihr garantieren, das in der Biokiste nur Gemüse vom Vetterhof geliefert wird, oder müsst ihr gelegentlich von anderen Höfen zukaufen, um genug Kisten befüllen zu können?

Vetter: Alles Gemüse, das unsere Kunden in der Gemüsekiste finden, kommt grundsätzlich von unserem Hof. Manchmal kommt es vor, dass eine Kultur nicht so wächst wie wir uns das erhofft haben. Dann beziehen wir diese von anderen Biobetrieben aus der Region. Weil wir aber schon etwas von unserem Handwerk verstehen, und das Wetter meist auf unsere Seite haben, kommt das sehr, sehr selten vor.

Wenn ich eine Gemüsesorte nicht mag, oder eine Sorte ganz besonders gern esse, kann ich mir meine persönliche Biokiste dann individualisieren lassen und zum Beispiel ein Gemüse ausschließen?

Vetter: Der Inhalt der Gemüsekiste wird nicht von uns bestimmt, sondern ist von der Vegetation und der Witterung vorgegeben. Bei uns kommt nur das in die Kiste rein, was gerade Saison hat. Wenn jemand etwas überhaupt nicht mag, dann soll er oder sie es einfach seinen Nachbarn, Freunden, ArbeitskollegenInnen etc. schenken. Die freuen sich bestimmt darüber und wir können unseren Kunden damit einen guten Preis ermöglichen.

Viele Leute sind saisonales Kochen gar nicht gewohnt. Muss man ein passionierter Hobbykoch sein, um mit eurem Gemüse eine abwechslungsreiche Küche zu führen?

Vetter: Wir liefern jede Woche mit der Kiste auch feine Rezepte mit – die Auswahl reicht von ganz einfacher Hausmannskost bis zum Sonntagsmenü. Man muss also in der Tat kein Haubenkoch sein, um mit unserem Gemüse ein leckeres Essen zu kochen.

Über die Biokiste gelange ich an verschiedenste Gemüsesorten. Bekommt man vom Vetterhof auch Obst und Fleisch aus biologischem Anbau?

Vetter: Wir bieten auch Fleisch von unseren Rindern, Hühner und Schweinen an. Das gibt es allerdings nur bei uns im Hofladen. Vielen Kunden wollen sehen, wie die Tiere bei uns gehalten werden, und uns ist es euch ein Anliegen, unseren Kunden auch die lebenden Tiere zu zeigen. Nur so entwickelt sich ein Bewusstsein für den Wert der Produkte.

Ihr könnt natürlich nicht unendlich viel Ware produzieren. Müsst ihr gelegentlich auch Bestellern der Biokiste absagen, weil Erträge geringer ausfallen als angenommen?

Vetter: Bisher mussten wir noch niemandem eine Kiste verwehren. Wir haben aber für uns klare Grenzen gesetzt, die wir auch nicht überschreiten möchten. Für uns ist der Kontakt zu den Kunden enorm wichtig – und das ist bei einer Größe von mehreren Tausend Kisten pro Woche nicht mehr möglich. Als Bio-Bauern wissen wir ja auch das jedem System Grenzen gesetzt sind und was für unser Felder gilt das gilt auch für unsere Kunden.

www.vetterhof.at

 

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