Elevate 2010: Change

Ein intensiver Diskurs-Nachmittag geht im Salon des Forum Stadtpark in Graz zu Ende. Heute ging es um nicht weniger als die Veränderung der Welt. Wenn die vielen Besucher des heutigen Diskursprogramms ihre anregenden Diskussionen in den Pausen umsetzen, dann sind wir auch nur noch einen halben Schritt davon entfernt es endlich besser zu machen.

Das heutige Programm zum Thema „Change“ hat mit einem Film begonnen, der in seinem Inhalt gewürdigt werden sollte, aber in seiner Form leider an einen Propagandafilm erinnert: „In Transition“ zeigt unterschiedliche Initiativen weltweit, die durch konkrete Schritte konkrete Veränderung erzeugen.
Im Anschluss haben Vorträge davon überzeugen können, dass diese Veränderungen auf einer Community-Ebene real stattfinden. Beispiele wie „Keimblatt“ oder „Alternativen Foren“ beweisen das. Besonders hervorzuheben ist aber Flo Ledermanns Präsentation von „Vivir Bien„, das auf der Basis der „Open Street Map“ zeigt, wo Transition in der eigenen Stadt und an jedem anderen Ort der Welt stattfindet. Man kann Initiativen auf dieser offenen Plattform einfach eintragen und im Wiki diskutieren (viele unserer Leser werden darauf wohl einen Blick werfen wollen.)
Ein Auftritt vom Begründer der Transition Movement Rob Hopkins via Video-Chat ist dann der Höhepunkt dieses ersten Blocks gewesen. Er hat den Wahnsinn des gegenwärtigen Systems unter anderem am Import- und Exportverhalten vieler Länder geschildert. Auf die Frage, wie in Österreich die Transition-Initiative umgesetzt werden sollte, ist seine Antwort ebenso simpel, wie einleuchtend gewesen: „No Idea!“ Gemeint ist, dass jedes Land, jede Community ihre eigenen Methoden und Schritte entwickeln muss. Er sieht die Bewegung als einen Teich, in dem ein Stein sechs Wellen erzeugt – es sind dies die sechs Schritte, die eine Transition-Initiative ausmachen: Die richtigen Menschen dafür finden und ihre Fähigkeiten kennenlernen. Sich treffen und austauschen. Eine Organisation gründen. Outreach – mit Menschen in der näheren Umgebung Kontakt aufnehmen. Eine Strategie entwickeln (das geht über bisherige Bewegungen hinaus). Sich vorstellen, wohin das alles gehen könnte – wie die Zukunft aussehen könnte.
Der interessanteste Aspekt von Hopkins‘ Vortrag war aber die Überlegung, dass heute Ressiliance eine größere Bedeutung hat als Sustainability. Gemeint ist die Fähigkeit mit Katastrophen umzugehen. Ressiliance an sich ist aber neutral, sie braucht die Werte der Sustainabilty, die nicht sofort erreicht werden kann, um eine bessere Zukunft zu schaffen.

Eine sehr, sehr inhaltsschwere und großteils systemkritische Diskussion ist heute quasi das Hauptabendprogramm gewesen. Ein Ping-Pong-Spiel zwischen alternativkapitalistischem Konsumverhalten und der vollständigen Überwindung des Systems hat die Frage gestellt: ist „Gutes Essen für Alle“ möglich? Und es scheint möglich zu sein – zumindest, wenn man sich nicht damit begnügt einfach nur biologische Lebensmittel einzukaufen. Die Erhebung des eigenen politischen Subjekts und das aktiv werden in der Community und auf politischer Ebene ist unverzichtbar um wahren Wandel zu erreichen.

Der Abend ist mit dem Film „Die 4. Revolution – Energy Autonomy“ beendet worden, der sich leider zu sehr auf technologische Lösungen für das Energieproblem (und gleichzeitig das Problem des Klimawandels) konzentiert hat.

Morgen ist das Thema des Elevate „Mobilize“ – es wird unter anderem um kreative Protestformen für den Umweltschutz gehen.

Imre Withalm

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